Deutschland schwimmt in Solarstrom. Doch während fleißig neue Photovoltaikanlagen gebaut werden und an sonnigen Tagen bereits ein Überschuss an erneuerbaren Energien herrscht, heißt es, dass Deutschland mit hohen Energiepreisen kämpft.
Eine scheinbare Paradoxie, die jedoch eine riesige Chance für die Industrie birgt. Wie kann man diesen Stromüberschuss sinnvoll nutzen und gleichzeitig die eigene Produktion klimaneutral gestalten? Die Antwort liegt in der Wasserstoffproduktion.
Fast 50 Gigawatt Solarstrom und negative Strompreise für 5 Stunden. Ist das die neue Normalität?
Quelle: Energie-Charts (30.07.2024)
Aktuell werden in Deutschland pro Jahr rund 14 Gigawatt Photovoltaik-Leistung installiert – eine beeindruckende Zahl, die dennoch Fragen aufwirft: Wohin soll all dieser Strom fließen, insbesondere wenn wir kaum Möglichkeiten haben, überschüssigen erneuerbaren Strom zu speichern?
Bei hoher Sonneneinstrahlung übersteigt der PV-Ertrag den Verbrauch und es entsteht eine Überkapazität in den Stromnetzen. Die Strompreise an der Börse sinken ins Minus, wodurch die Betreiber von PV-Anlagen weniger Einnahmen generieren.
Dieses Phänomen wird auch als Kannibalisierungseffekt bezeichnet. Dadurch droht, dass bestehende und neue Projekte unwirtschaftlich werden.
Das Risiko von Einnahmeverlusten durch den Kannibalisierungseffekt wird heute durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) vermieden. Hier garantiert der Staat dem Anlagenbetreiber einen monatlichen Mindestpreis für den produzierten und eingespeisten Strom.
Andererseits bedeutet diese Regelung, dass der Staat bei sinkenden Börsenpreisen eine immer größere Preisdifferenz zahlen muss.
Im Jahr 2024 wurden bereits 8,7 Milliarden Euro aus dem Bundeshaushalt gezahlt.
Obwohl die Energiepreise oft als Ursache für den Wettbewerbsnachteil Deutschlands genannt werden, sind niedrige oder gar negative Preise an der Strombörse für Unternehmen leider kein Grund zur Freude.
Der Grund: Nur etwa 40 % der Gesamtkosten eines Stromtarifs entfallen auf die reinen Strompreise. Weitere 20 % werden durch die Energiewende in Form von massiven Investitionen in Übertragungs- und Verteilnetze gefordert, die über die Netzentgelte finanziert werden.
Dies führt dazu, dass Endkunden, selbst bei flexiblen Tarifen, keine negativen Preise auf ihrer Rechnung sehen.
Eine Aufstellung aller Kosten wird von der Bundesnetzagentur für das Jahr 2024 veröffentlicht.
Es gibt jedoch auch Ausnahmen – und hier kommt Wasserstoff ins Spiel. Elektrolyseure, die erneuerbare Energie in Wasserstoff umwandeln und dabei überschüssige Kapazität speichern, sind von fast allen Zusatzkosten befreit. Der Grund: Elektrolyseure zählen zu den Energiespeichern, gelten als netzdienlich und sind deshalb von der Stromsteuer und den Netzentgelten befreit.
Bei negativen Strompreisen bedeutet das: Wenn Sie einen Elektrolyseur in Betrieb haben, können Sie mit der Produktion von Wasserstoff sogar noch Geld verdienen!
Basierend auf den Börsenstrompreisen hat NextHeat die Werte für die Stromkosten einer Wasserstoffproduktion für das erste Halbjahr 2024 simuliert. Unsere Auswertungen zeigen, dass die Umstellung bei den aktuellen Marktbedingungen eine vielversprechende Alternative ist.
Eine Wasserstoff-Produktion bei Strompreisen unter 8 Cent pro Kilowattstunde (ct/kWh) würde durchschnittliche Beschaffungskosten von 4,6 ct/kWh ermöglichen. Dabei könnten wir die Elektrolyseure, die den Wasserstoff erzeugen, mit über 60% effektiv auslasten.
Allerdings geht bei der Umwandlung von Strom in Wasserstoff auch immer ein bisschen Energie verloren. Wenn wir diesen Umwandlungsverlust berücksichtigen, lägen die Stromkosten bei etwa 6,6 ct/kWh. Das ist in etwa so viel, wie wir heute für Erdgas bezahlen müssen.
Die Analyse zeigt, dass die Dekarbonisierung mit Wasserstoff nicht wesentlich teurer ist als mit fossilen Brennstoffen, besonders was die laufenden Kosten betrifft.
Das macht Wasserstoff zu einer wettbewerbsfähigen Alternative für viele industrielle Prozesse.
Die Kombination aus Solarstromüberangebot und negativen Strompreisen bietet eine einzigartige Gelegenheit, die Wasserstoffproduktion voranzutreiben. Unternehmen, die jetzt in Wasserstofftechnologien investieren, sichern sich einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil und leisten einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz.
Als Spezialist für Wasserstofflösungen unterstützen wir Unternehmen dabei, ihre Produktionsprozesse zu dekarbonisieren. Wir bieten innovative Lösungen für Industrieunternehmen. Mit unserer Expertise und den neuesten Technologien machen wir Wasserstoff zu Ihrem Wettbewerbsvorteil.
Kontaktieren Sie uns noch heute! Unsere Experten beraten Sie gerne und erstellen ein individuelles Angebot für Ihr Unternehmen.
Fernando Reichert